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20 février 2010 6 20 /02 /février /2010 17:25
weinrallye-200.jpgMathias Metze vom Blog socialwein hatte dieses interessante Thema für die 30.Weinrallye ausgerufen und die Frage: was ist eigentlich Naturwein? wurde so zum Thema der zahlreichen Teilnehmer, die pünktlich am Mittwoch ihre Kopie ablieferten.

Auch hier zeigte mein letzter Beitrag, dass ich mich schon etwas länger mit dem Thema beschäftige, schließlich ist vin naturel nicht nur unser Credo in Lisson, sondern in Fankreich eine ganze Bewegung, die zahlreiche Winzer, aber auch Weinhändler (auch und gerade online) und Weinbars umfasst und entsprechend in den Medien, auf Blogs und Foren heftig diskutiert wird.

Interessant fand ich übrigens, dass auch in Frankreich der Begriff "Vin Naturel" zunächst vor 100 Jahren beim Kampf der Weinbauern gegen die Verfälschung von Wein (Fraude) durch Aufzuckerung ein Thema war:

1wn17 vin naturel1907


Die Zahl der Veranstaltungen, auf denen Winzer der Naturweinbewegung ihre Weine vorstellen, nimmt von Jahr zu Jahr zu:

la remise photos index vinicircus2008 salon angevin soufre-det
salon vin nat vin-naturel-affiche Chassez-le-naturel

Manche vereinen Winzer aus ganz Frankreich, andere haben regionale Schwerpunkte - Loirewinzer, Winzer aus dem Languedoc-Roussillon, dem Elsass oder dem Beaujolais.

Viele sind inzwischen Mitglied in der Association des Vins Naturels (AVN), deren Manifest ich übersetzt habe. Zahlreich sind darunter natürlich auch Winzer, die schon einem der zertifizierten Bio- oder Biodynamik-Labels angehören (ECOCERT, DEMETER), aber der Verein nimmt eben durch sein System der Paten auch Winzer auf, die bewußt auf ein solches Label verzichten, oft, weil ihnen die bisher fehlende Kontrolle der Kellerarbeit und inzwischen die relativ kompromissbehafteten Entwürfe für ein Bio-Label im Keller zu lasch sind.

logo-bio


So schlägt die AVN ihren Mitgliedern eine Begrenzung des Schwefelzusatzes bei der Weinbereitung von maximal 30 mg/l für Rot- und Schaumweine vor, maxi 40 mg/l für Weißweine und 80 mg/l für halbtrockene und Süßweine. Es bleibt den Mitgliedern natürlich unbenommen, geringere Dosen zu verwenden oder ganz oder für Teile ihrer Weine auf zusätzliche Schwefelung zu verzichten, wie es einige ja bereits praktizieren.

Unsere Einstellung und Praxis zu diesem Thema Schwefelzusatz habe ich ja auch bereits ausführlich in einem früheren Artikel dargestellt.

Natürlich umfassen die Empfehlungen auch Handlese und den Verzicht auf künstliche Hefen, Umkehrosmose, Zuckerzusatz, Thermo-Vinifikation, Flash-Pasteurisierung und die anderen Techniken, die in den Entwürfen der europäischen Bioverbände wohl als Kompromis auch in die Statuten des Biolabels aufgenommen werden sollen.

Hier liegt wohl auch die Verbindung der "Terroiristen" zu den "Naturalisten" - denn gerade in der Diskussion um den Begriff des Terroirweines spielen diese Techniken eine große Rolle. Sie sind für AOC-Weine durchaus erlaubt, ob sie aber wirklich geeignet sind, den Einfluss des "Terroirs", das ja die Typizität einer Lage mit all ihren Einflussfaktoren (die auch vom Winzer im Weinberg mit bestimmt werden), im Keller dann zum Ausdruck kommen lassen, wird doch stark angezweifelt.

Und so gehören für mich Winzer wie Pierre Frick aus dem Elsass, Christophe Beau von der Domaine Beauthorey, Didier Barral aus Faugères oder Isabelle und Bruno Perraud aus dem Beaujolais zu meinen bevorzugten Produzenten - aber auch viele andere, die man auf den Veranstaltungen der Winzer der Vins Naturels findet.

Und auch wenn ich den Einwurf von Berhard Fiedler : "Wie in der Musik ist nämlich auch beim Wein manch eine Interpretation von klassischen Werken mit Originalinstrumenten schlicht und einfach miserabel. Und manche gefühlvolle Darbietung mit modernster Technik grandios und authentisch."

durchaus für ein gutes Bonmot halte, für das sich sicher auch Beispiele in der Praxis finden lassen, so schließe ich mich doch eher dieser Auffassung vom Mythopia Blog an:

"Welch ein Genuss, wenn ein Wein eine Geschichte erzählt, die sich nur durch den Wein und nicht durch Worte wiedergeben lässt. Wenn ein Wein endlich eine derart undurchdringliche Komplexität erreicht, dass selbst Experten nicht mehr das öde Klassifizieren von Himbeernoten, Reglise, Vanille, Honig über die Lippen bekommen. Wenn ein Wein wie ein Adagio cantabile sich in der Zeit entfaltet und erst im Nachklang ganz zu sich selbst gelangt."

"Wein aus Trauben und frischer Luft" - das erinnert mich an einen ersten Agronomen Frankreichs, Olivier des Serres : l'air, le soleil et le plant , das hatte er irgendwo in seinem berühmten Werk
Le theatre d'agriculture et mesnage des champs geschrieben. Die Idee ist also wirklich nicht so neu.

Und so reicht für mich also ein Bio-Label für meine Definition von Naturwein wirklich nicht aus - da muss ich schon mehr über die Kellerpraxis des Winzers wissen - und würde auch vor der Lektüre eines Rückenetiketts nicht zurückschrecken, das mir darüber Auskunft gibt.


Vielleicht ist es auch kein Zufall, wenn bei den Verkostungen für diese Weinrallye die Beschreibungen der Weine, die "nur" aufgrund eines solchen Labels gekauft wurden, oft doch ein wenig enttäuschend ausfielen - kein schlechter Wein, aber auch kein besonderer bleibender Eindruck
- während für mich die Beschreibung seiner Erfahrungen mit dem Clos des Martyrs aus dem Wallis bei Mathias Metze all das wiederspiegelt, was ich von der Begegnung mit einem Naturwein erwarte und von dem ich hoffe, dass es möglichst viele Weinliebhaber beim langsamen, genüsslichen Trinken eines Lissons-Weins erleben.

Und natürlich heißt das nicht, wie so oft polemisch bemerkt wird, dass der Winzer in diesem Prozess keine Rolle spielt - im Gegenteil, so wie man den Begriff Terroir nich auf eine geologische Bodenstruktur begrenzen kann, so ist auch Arbeit mit den Trauben und dem Wein im Keller durchaus ein vom Menschen gesteuerter Prozess, hinter dem auch immer ein Konzept steht - aber wer kann denn behaupten, dass der Mensch nicht zur Natur gehört?

en-musique

Vielleicht ist es aber auch deshalb so interessant, die Begegnung mit diesem Menschen zu suchen, um seine "Natur" zu verstehen und vielleicht ein wenig auch davon im Glas zu Hause wieder zu finden...





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